Wiesbaden ehrt die wunderbare Kurhaus-Orgel aus Anlass der Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes
Die Konzerthallen dieser Welt sind immer auch eine Ode an die hohe Politik. Im vergangenen Jahr war es für die Bundesrepublik die Philharmonie an der Elbe. Die Großen der Welt versammelten sich in den hypermodernen Stuhlreihen und lauschten der Hochkultur. Im aufstrebenden Kaiserreich der Jahrhundertwende war es der Kurbau in Wiesbaden – und insbesondere der nach seinem Architekten benannte Konzertsaal. Selbst Kaiser W II war vom monumentalen Bau aus weißgelbem Pfälzer Sandstein schlichtweg umgehauen. Überliefert ist eine Äußerung des Monarchen, er könne sich in seiner eigenen Hauptstadt Berlin gar nicht trauen, ein so monumentales und aufwendiges Gebäude wie das Wiesbadener Kurhaus errichten zu lassen. Rund drei Millionen Mark Baukosten hatte Architekt von Thiersch, für das Gesamtprojekt errechnet. Dass die tatsächlich verbrauchte Summe am Ende fast doppelt so hoch als veranschlagt ausfiel, hatte vor allem mit dem Prestigedenken der Beteiligten zu tun. Das beste, edelste Material, das man auftreiben konnte und aus ganz Europa herbeischaffen ließ, schien gerade gut genug für das Wiesbadener Renommierprojekt, das sich Kurhaus nannte.
Inmitten des prunkvollen Konzertsaals wurde 1907 eine Orgel von der bekannten Orgelbauanstalt Sauer eingebaut. Sie steht hinter dem vergoldeten Gitter der Bühne. Leider ist das heutige Exemplar nicht mehr im Originalzustand, das Instrument wurde im 2. Weltkrieg komplett zerstört. 1954 erhielt der Saal dafür eine dreimanualige Steinmeyer-Orgel mit 44 Registern. Im Zuge der originalen Wiederherstellung des Friedrich-von Thiersch-Saales in den Jahren 1985-88 wurde auch die Steinmeyer-Orgel erneuert und erweitert.
Wer vor diesem tollen Klangkörper steht, kann kaum glauben das die größte Orgel der Welt mit 131 Registern und 9.568 Pfeifen ausgestattet ist (wer dieses Exemplar sehen möchte, muss nach Melbourne, Australien). Ich finde diese schon monumental, die größte Orgel in Deutschland steht natürlich im Berliner Dom mit 113 Registern und 7.269 Pfeifen.
Der prunkvolle Bau mit seinen prachtvoll ausgestatteten Räumen, den marmorgeschmückten Sälen, korinthischen Kapitälen, seinen vergoldeten Decken und Mahagoni getäfelten Wänden stellt sich heute – wie damals als strahlender, glanzvoller Mittelpunkt des Stadtlebens dar, vor dem Besucher aus aller Welt bewundernd standen und stehen. Am Fronleichnam präsentierten nun der Kurator Friedhelm Gerecke und der Organist Evert Groen vom Förderverein Kurhausorgel das wunderbare Instrument. Sogar die Tür zum Orgelraum wurde geöffnet. Die Besucher konnten der dargebotenen Wassermusik von Händel von innen und von außen lauschen. Ein einmaliges Erlebnis.
Wer die Orgel, die mittlerweile in der Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde, unterstützen möchte – hier geht es zu weiteren Informationen:
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