Blind Double Feature - Capitol und Palatin feierten am 25.05. mit ihren follower und einem Cat People ein "filmreifes Jubelfest"
Das Programmkino Capitol ist eine Institution in Mainz. Mehrere Generationen von Kinogängern haben sich in diesen alten – fast bin ich geneigt zu sagen - heiligen Hallen kennen gelernt, vergnügt und sich dabei vielfältigen Geschichten hingegeben. Viel wurde mit Sicherheit gelacht, gestaunt und natürlich auch geweint – also kurz gesagt in diesem großen Zuschauerraum haben unzählige Menschenkinder die ganze Palette menschlicher Gefühle durchlebt. Einfach ein magischer Raum alleine die wundersam gar nicht zeitlose Stofftapete, die eigentlich jedes Jahr einer Erneuerung hätte unterzogen werden müssen - hat alle Stürme der Veränderung überlebt. Und heute kann man sagen das Design der Tapete ist wieder chic und „on Vogue“. Manche Stürme muss man eben über sich ergehen lassen.
Am Freitag gab es nun in der Neubrunnenstraße etwas zu feiern. 9 Jahre Capitol x Palatin. Auch eine späte Ehe muss man würdigen. 1933 wurde das CAPITOL erbaut und ist somit das älteste Filmtheater von Mainz. Das Kinogebäude, das heute das Palatin beherbergt, stammt aus den 60 er Jahren und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Seit 2009 ist es nun unter dem Namen Palatin mit dem Capitol vereint – also ein echter Filmpalast-Double mitten in der Stadt.
Als Jubiläumsereignis waren zwei geheime Filme angekündigt. Filmplakate aus dem Archiv warteten als Geschenk angerichtet im Foyer, um unters Publikum zu kommen. Und ein Filmwissenschaftler hatte sich extra für diesen Abend schlaugemacht. Ein Filmwissenschaftler – ach nein eigentlich war das ganze Publikum voll mit Filmexperten. Es wurde viel Gerätzelt, was wohl gezeigt werden würde und in der Pause und am Ende der Vorstellung kam es tatsächlich auch zu vielfältigen Diskussionen. Ich hatte die wunderbare Gelegenheit einen angehenden Filmwissenschaftler neben mir sitzen zu haben – welcher mit seinen 17 Jahren begeistert ganze Filmlinien und Entwicklungen besprechen und analysieren konnte.
Aber nun zur Auflösung des Geheimnisses: Gezeigt wurde Catpeoble von Jacques Tourneur aus dem Jahre 1942.Die Sternstunde und quasi der Start des Filmgenres Horror. Val Lewton produzierte den Film, der heute zu den bedeutendsten des Horrorgenres zählt. Wunderbar in seinen Schatten und Lichtwirkungen und natürlich in dem Spiel mit dem, was nicht gesehen wurde, aber vollends im Kopf zur Entfaltung kam. Anspannung und Horror ohne Blut und Gemetzel. Die Produzenten hielten den Film zunächst für misslungen, doch er erzielte bei ca. 140.000 US-Dollar Produktionskosten einen Gewinn von ca. 4 Mio. US-Dollar. 1993 wurde Katzenmenschen als „kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam“ in das National Film Registry aufgenommen. Auch das New Yorker Museum of Modern Art nahm eine Kopie des Films in seine Sammlung auf. Mir begegnete der Film als Remake mit Natassja Kinski im Jahre 1982 (ich glaube ich habe ihn damals auch im Capitol gesehen – bin mir aber nicht mehr ganz sicher) Die Filmmusik von David Bowie natürlich immer im Ohr – putting out fire).
Als zweiter Film wurde It follows von David Robert Mitchell aus dem Jahre 2014 gezeigt. Der Film feierte seine Weltpremiere am 17. Mai 2014 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes. Man kann den Horrorfilm als Coming-of-Age-Drama bezeichnen. Gregor Torinus von Filmstarts.de meinte laut wikipedia, dass der Film zwar eine spannende Handlung biete, aber die Schockmomente sich im Laufe der Zeit abzunutzen beginnen. Dennoch könne er als ein solider „Teenie-Schocker“ bezeichnet werden. Dem kann ich mich nur anschließen. Ein pubertärer Film ist auch mein Fazit, der aber mit eindrucksvollen Bildern aufwartete, insbesondere vor der aktuell verfallenen Kulisse der Stadt Detroit– das reale Drama des Versagens regionaler Wirtschaftspolitik, die einem ungezügelten Globalisierungswahn zum Opfer fällt.
Das Blind Double Fetaure wird jedes Jahr veranstaltet – ich bin auf jeden Fall wieder dabei!