Art Wonnegau mit der Ausstellung "Zwischen Winter und Sommer" im Landgasthaus "Zum Heidenturm" in Dittelsheim-Hessloch
Mitten in Reinhessen gelegen zwischen Petersberg und Kloppberg - auf dem Weg in den südöstlichen Teil von Rheinhessen mit dem wohlklingenden Namen „Wonnegau“ - gelangt man zu einen der vielen Heidentürmen Süddeutschlands. Heidenturm ist eine direkte oder volkstümliche Bezeichnung für diverse Türme an Burgen oder Kirchen. In Rheinhessen werden diese auch gerne „Sarazenentürme" genannt. Einer Legende nach hätten Kreuzfahrer aus Dankbarkeit für die glückliche Heimkehr und in Erinnerung an die Wallfahrt zum Grab Jesu Gedenkzeichen gesetzt, und zwar öfters Türme, so auch in der kleinen Gemeinde Dittelsheim-Hessloch.
Und wie es sich für eine gute Weinbaugemeinde gehört gibt es auch im Dorf ein urgemütliches Landgasthaus. In der Einladung zur aktuellen Kunstausstellung der Gruppe „Art Wonnegau“ heißt es ja auch aus guten Gründen: Genuss und Kunst verbinden.
Am 23.03. war es dann soweit, die Ausstellung „Zwischen Winter und Sommer“ konnte mit einem gut gekühlten Glas Winzersekt durch die Inhaberin des Landgasthauses Zum Heidenturm“ eröffnet werden. Rainer Machate, der Sprecher der „Künstlergruppe“, führte kurz in die Ausstellung ein. Irgendwie passt aktuell auch der gewählte Titel, da man noch nicht so sicher weis ob der Frühling seine Pracht auch richtig ausbreiten kann. Rainer Machate erinnerte diesbezüglich an frühere Zeiten, wie z. B. an 1976, wo auch die Witterung nicht immer regelkonform dem schriftlichen Kalenderblatt gefolgt sei.
Die letzten Wochen mit winterhaften Temperaturen haben Deutschland noch einmal richtig „erzittern lassen“, doch jetzt blicken wir alle auf die Vorboten des kommenden Naturerwachens. Ab heute auch mit den Bildern der beteiligten Künstler/innen von Art Wonnegau. Sei es mit einer prächtigen Tulpe von Ortrud Hamm oder mit dem Blick auf die Tulpen und Weidenkätzchen von Rainer Machate. Rita Klinspor ergänzte wunderbar den Reigen mit Bildern mit der passenden Bezeichnung Floral (die Flora betreffend). Jadranka Seremt wartet mit einer frühlingshaften Abstraktion auf, während Gerlinde Buddhdev mit zwei lachende Gesichter den Frühling erwarten lässt. Der Heimat Rheinhessen sind alle Künstler mit ihren Werken verpflichtet. Vorab Hans Jörg Kirchheis: Drei Bilder illustrieren das Landleben auf wunderbarer und unverwechselbarer Art. Das Bild „Kelterstraße“ sprang mir hierbei gleich ins Blickfeld.
Das Bild wartete mit tiefen Farbmustern sowie filigran herausgearbeiteten Baumfiguren und farbintensiven Flächen auf. Auch der zentral gesetzte Himmelkörper darf nicht fehlen. Mir kam sofort die osteuropäische Volkskunst in den Sinn, wie z. B. die Malerei von Gorodez, die Mitte des 19. Jahrhunderts aufkam. Die Bildwerke stellten oft die Vorstellung des Volkes von einem „schönen Leben“ dar. Neben Blumen und Tieren malten die Meister gern Volksbelustigungen, Teetrinken, Feste u. ä. Oder auch die Lackminiaturen von Palech, die auf der Basis der Ikonenmalerei entstanden sind. Um 1920, in den Zeiten eines militanten Atheismus, ging das Kunstgewerbe in Russland nicht ein, vielmehr wurde es umorientiert. Die ehemaligen Ikonenmaler gingen daran, Kassetten, Brosche, Zigarettenetuis herzustellen. Es wurde die überlieferte Technik verwendet, aber den Darstellungen ein neuer Inhalt verliehen: Themen aus dem sowjetischen Leben, Volksmärchen, historische und literarische Sujets. Erstaunlich war diese Kombination der vergeistigten „sakralen“ Malerei mit dem „irdischen“ Inhalt: Traktoren, robusten Bäuerinnen und roten Fahnen.
Kirchheis stellt die Bildmotive auch noch in einen philosophischen Kontext, wie z.B. in Kombination zu Gedanken von Heidegger. Ein weites Feld – aber alleine schon die Würdigung der recht seltenen Anordnung von Keltergebäuden am Rande von Dittelsheim ist eine Anschauung wert.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 21.05 im Landgasthaus "Zum Heidenturm" in Dittelsheim-Hessloch.
Info zur Ausstellung: http://www.allgemeine-zeitung.de/
Info Heidenturm: https://www.heidenturm.de/die-heidentuerme.html
Link zum Landgasthof: https://landhaus-am-heidenturm.de/