Mechthild F. Woestmann noch bis zum 08.04. in der Wiesbadener freien Kunstschule (wfK) zu sehen.
Kunstschaffende stellen sich oft vielfältige Fragen, schärfen in einem Prozess des Suchens und Ausprobierens den Blick auf die Welt. Dies kann rational oder magisch erfolgen – so wie es einem beliebt.
Mechthild Woestmann ist in dieser Hinsicht eine Vertreterin, die in ihren Arbeiten eine interessante Mischung aus Rationalität und Magie aufzeigt.
Für mich steht oft die Frage im Raum, ob ein rationales Einlassen doch nicht immer auch etwas Unvorhersehbares beinhaltet. Ergebnisoffene Prozesse können in vielen Herausforderungen, vor denen man steht, gute Orientierungspunkte geben. Man sollte dies viel öfters zulassen, um neue Sichträume oder auch neue Wege gehen zu können.
Mechthild Woestmann betitelt ihre neue Ausstellung mit den Worten „Magische Farbräume“ und möchte uns bei ihrem Weg diesbezüglich mitnehmen.
Ihre streng und stark reduziert gestalteten Bildinhalte erscheinen auf dem ersten Blick sehr rational. Bei näherer Betrachtung jedoch entfalten sie in der Tat einen magischen Zauber – der jedoch - wenn man die Technik dahinter versteht – wiederum rational erklärbar ist.
Es geht in ihren Werken oft um eine gezielte Komplementärfarben-Wirkung. Hierbei werden Farbeindrücke durch ihre Wechselhaftigkeit beeinflusst. Sie selbst sagt, das Licht und Schatten wichtigste Mitspieler ihrer Kunst sind. Ist dies nun Fake-Kunst? Nein – es ist ein bewusster Umgang mit Möglichkeiten, die uns geben sind. Nur das man Dinge nicht versteht macht das Ergebnis eigentlich noch nicht zur Täuschung. Sich täuschen lassen ist eh ein "Urphänomen", sich mit Inhalten auseinanderzusetzen jedoch die emanzipierte Antwort darauf.
Und auch hier knüpft Mechthild Woestmann mit ihrer aktuellen Bildreihe konkret an. Derzeit omnipotente Worte werden künstlerisch in neue Kontexte gestellt. Was heißt Liebe, was bedeutet Pietät? Was bewirkt Rechtsprechung? Kurzum - wie ist es aktuell um unsere Welt bestellt?
Kunst gibt oft darauf keine Antwort, Kunst macht jedoch Anliegen präsent und fordert somit den Betrachter direkt heraus.
Auch in meinem Kopf liefen sofort Bilder zu den genannten Stichworten ab. Ja gute Frage, wie ist es aktuell damit auch in meinem Umfeld bestellt? Was kann man tun - und noch viel wichtiger - was tut man konkret?
Dr. Michael Becker, der Leiter der wfk, findet sogar in seinen Einlassungen hierzu den Begriff "leere Worte". Eine autonom verwendete Ästhetik wird vielmehr entfremdet. Ein Werteverfall werde deutlich, wie vieles „leere“ ja auch substandslos sei. Auch er stellt kritisch die Frage: Was kann Kunst? Beinhaltet Kunst generell auch eine Botschaft für neues Handeln?
Auch hier setzt Woestmann in ihrer Gestaltung der Bildwerke an. Da sie in ihrem Malgrund Schlitze, Löcher und andere Vertiefungen setzt, oder auch auf zwei Ebenen arbeitet, wird ein neuer Raum geöffnet. Michael Becker sagt hierzu: "es lädt ein dahinter zu blicken". Der Raum wird geöffnet es geschieht eine Befreiung des Sehens und des Denkens. Die Farbschatten werden eigenständig. Der Ton der Rückwand ergänzt die eigentlich verwendetet Farbpalette. Die Formung des Lichts ersetzt den Pinsel - Farbe wird regelrecht geboren.
Dieses Konzept wurde auch vom italienischen Avantgardekünstler Lucio Fontana gerne genutzt. Er verfolgte eine Synthese von Malerei, Bildhauerei, Musik und Dichtung. Mit den Manifesten seiner „Movimento spaziale“ (Raumkunst) ging er vom Ende aller statischen Kunstgattungen aus, die durch eine dynamische Kunst ersetzt werden sollte.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 08.04.2018 in der freien Wiesbadener Kunstschule wfK in der Friedrichstr.7
Eindrücke von der Vernissage http://www.w-f-k.de/Ausstellungen/
Nähere Infos zur Wiesbadener Kunstschule http://www.w-f-k.de/fachbereiche.html