Weg der Seele zur Mitte

Das Mainzer Labyrinth in der Christuskirche:

 

Schon von Weitem sah ich die imposante Kuppel der Christuskirche - mit einem blauen Lichterkranz versehen - vor mir liegen.

Für beiläufige Passanten ist dies aktuell schon allein ein Werk, welches der alltäglichen Sichtsituation an der Kaiserstraße einen künstlerischen Effekt verschafft.

Ich jedoch wusste, da ich auf dem Weg zur Ausstellungseröffnung „Labyrinth“ war, das mich in der Kirche noch etwas anderes erwartete.

Im Altarraum, und nach Aussage der evangl. Pfarrerin Bettina Klünemann wohl einmalig, hing eine weiße Skulptur, die aus der Ferne betrachtet, eine labyrinthartige Struktur zentral in den imposanten Kuppelraum der Christuskirche verfrachtete.

Ich benutze hierbei das Wort „verfrachten“ bewusst, da nach eigenen Aussagen des Künstlers Michael Wolff diese handwerkliche und logistische Aufgabe ihn nah an einen „Herzinfarkt“ brachte.

Die Sichtbeziehung, die sich dem Besucher im Ergebnis somit aktuell offenbart, ist – je nach Raumposition - natürlich sehr unterschiedlich. In der Bewegung schichten sich die Architekturformen der Kirche perspektivisch immer wieder neu zum eingefügten Labyrinth. Ich finde dieses Spiel mit den geometrischen Rundformen sehr interessant: die optische Überlagerung des Kuppelrandes zum „fest“ verankerten Labyrinth hoch zum Fixpunkt des Kuppelschlusssteins. Nur wenn man sich direkt auf den Altarkubus legen oder sogar stellen würde, liegen die Kreise zentral klar angeordnet über einem.

Nicht das ich dies gemacht hätte (wäre wohl auch nicht passend gewesen) – interessant jedoch finde ich hierbei die grundsätzliche Metapher eines Labyrinthes: zur Mitte hin.

Denn dies ist natürlich vom Künstler auch so umgesetzt worden. Schön von Günter Minas in den kulturhistorischen Kontext gestellt, wurde schnell klar, dass es sich bei der Skulptur nicht um einen Irrgarten oder einem System mit mehreren Ausgangsmöglichkeiten handelte, sondern um ein Weg, der zur Mitte führt.

Implizit bedeutet dies jedoch auch das der Weg aus dem Labyrinth nur auf dem gleichen Weg zurück erfolgen kann. Soll das andere Möglichkeiten einschränken oder macht dies offensichtlich, das der Weg das Ziel ist und nicht eine irgendwie definierte oder sogar imaginäre Alternative. Können wir überhaupt Ziele so klar bestimmen das wir in der Konsequenz wirklich „neue Wege“ gehen.

Spannende Fragen – gerade vor der heute oft viel zitierten Alternativlosigkeit.

Zum „Visuellen“ gesellte sich noch ein akustischer Eindruck. Extra zu dieser Installation geschaffen, ertönte eine Klangwelt zwischen Suchen, verweilen und auch stören.


Wer Melodiebetontes erwartete, wurde hier nicht bedient. Die strenge Struktur, die die Skulptur an den Tag legt, setzte sich nicht in klar strukturierten Tonfolgen fort. Vielleicht sollte dies auch bewusst so sein. Ich konnte mich gut in die Klangformationen einfinden und hierbei auch ein wenig meditieren über die Frage: Neue Wege gehen, vielleicht auch insbesondere mit dem Wissen, das bereits ein langer Weg mit unterschiedlichsten Erfahrungen hinter einem liegt.

Ein Besuch lohnt sich - viele gute Gedanken wünsche ich Ihnen dabei! Installation bis 25.11.2018

Nähere Info: http://christuskirche-mainz.de/blog/

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